Meditation und Bewusstheit.
Ganz gleich, welche Meditationsart du wählst, ob du im traditionellen Rahmen Erleuchtung suchst oder mit Hilfe der neuen, säkularen Techniken ein Problem lösen willst – das Wesentliche bei aller Meditation ist die Bewusstwerdung. Es geht immer darum, das beobachtende Bewusstsein in dir zu stärken, jenes reine Bewusstsein, dass wie von oben auf dich schaut und dein Tun betrachtet. Dieses bezeugende Bewusstsein ist ein höherer Teil von dir, es ist die Meta-Ebene.
Aus der Meta-Ebene siehst du das Drama deines Lebens wie in einem Film. Du nimmst Teil, du hast Mitgefühl oder bangst um das Happy-End, aber du bist nicht involviert. Du kannst dein alltägliches Tun und Lassen, dein Ego mit allen seinen Facetten, aus der Meta-Ebene beobachten, du kannst zuschauen, wie das Ego zurückschlägt, sobald es beleidigt wird, aber du selbst schlägst nicht zurück. Du selbst bleibst der gelassene Zuschauer.
Der Zuschauer, der Zeuge, der, der auf Geschehen schaut, ist immer in der Gegenwart. Er ist jetzt hier. Du kannst dir Ereignisse aus deiner Vergangenheit anschauen, du kannst dir deine Zukunft ausmalen – aber du, der Beobachter, bist weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Du bist in der Gegenwart.
Tatsächlich sind wir immer in der Gegenwart. Es gibt keinen anderen Moment für uns. Auch wenn wir uns in die Vergangenheit versenken oder für die Zukunft planen, tun wir das immer jetzt, im gegenwärtigen Moment. Doch das ist uns meist nicht bewusst. Unser Bewusstsein ist zumeist ausschliesslich mit der Erinnerung oder der Planung ausgefüllt, und wir meinen, das sei alles, was ist. Aber nein: da ist auch noch der Zeuge, der Beobachter, der, der sieht, wie wir da sitzen und in Gedanken und Emotionen versunken sind. Dieses Bewusstsein ist immer da und immer abrufbar, es ist der weite Raum des Ich-Bin, es ist ruhig, leicht, es ist der klare blaue Himmel im Gegensatz zum Getümmel auf der Erde. Sich dessen zu erinnern, schafft nicht nur Distanz, es schenkt uns auch die befreiende Gelassenheit, das weise Über-allem-Stehen. Tatsächlich ist das bewusste Erlebnis des gegenwärtigen Moments das Tor zur Unendlichkeit.
Aus diesem Grunde hat ein Meister wie Eckhart Tolle den present moment, den gegenwärtigen Moment zum Schlüssel aller Weisheit erklärt. Und aus diesem Grund haben sich die weisen Männer des Ostens stundenlang hingesetzt und sich immer wieder geübt: sie wollten und wollen das Bewusstsein des gegenwärtigen Moments erweitern, um dem Schimmer der Unendlichkeit zu erblicken.
Und aus diesem Grund üben wir uns in der Meditation: um uns unsererselbst immer bewusster zu werden.